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Gewaltfreie Kommunikation in angespannten Zeiten

Wir sehen Beziehungen in einem neuen Licht, wenn wir mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation unsere eigenen, zugrunde liegenden Bedürfnisse und die der anderen wahrnehmen.

Stress, Unausgeglichenheit und Konflikte

Die einschränkenden Massnahmen zur Reduktion der Corona-Fälle haben seit März 2020 viele verschiedene Veränderungen mit sich gebracht. Manche Menschen finden darin einen willkommenen Impuls zur Entschleunigung und geniessen mehr Zeit mit der Familie zuhause oder draussen an der frischen Luft. Anderen fällt das Leben mit den Einschränkungen schwerer. Denn natürlich entspricht Entschleunigung nicht allen Menschen gleich und so fehlt vielen der Ausgleich zum Arbeitsalltag.

 

Sich mit Freunden zu treffen ist nicht mehr ohne weiteres möglich und der Gang ins Fitnesscenter ist auch schon seit längerem keine Option mehr, um Stress abzubauen. Zudem sind aus den Einschränkungen auch weitere belastende Faktoren entstanden. Jobverlust, arbeitsverbot oder auch einfach fehlende Kundschaft bspw. führen nicht selten zu finanziellen Schwierigkeiten, was eine hohe zusätzliche psychische Belastung darstellt.

 

So liegt mit Stress und Unausgeglichenheit leider auch viel Potenzial für angespannte Verhältnisse und Auseinandersetzungen in den Einschränkungen. Vermeintlich kleine Unstimmigkeiten, eine unglücklich formulierte Kritik oder eine als nervige empfundene Frage führen plötzlich zu einem Streit in der Beziehung, mit den Kindern, mit Arbeitskollegen oder mit ähnlichen Kontakten.

 

Es stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, trotz dieser Anspannungen im Frieden zu kommunizieren, auch wenn man nicht immer gleicher Meinung ist.

 

Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg

In dem Kontext ist das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) von grossem Interesse. Marshall B. Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, musste bereits in seiner Kindheit schlimme Erfahrungen mit Rassismus machen. Seit dieser Zeit beschäftigt sich Rosenberg intensiv mit zwei Fragen.

 

Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schliesslich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten?

 

Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?

 

Rosenberg hat dabei entdeckt, dass der Sprache und dem Gebrauch von Wörtern eine entscheidende Rolle zukommt. Er schreibt dazu: «Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als „gewalttätig“, dennoch führen unsere Worte oft zu Verletzung und Leid – bei uns selbst oder bei anderen.» Das hat damit zu tun, dass die Art und Weise unserer Kommunikation durch persönliche Bedürfnisse geprägt wird. Dank der Gewaltfreien Kommunikation wird es uns möglich, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und unseren sprachlichen Ausdruck, sowie die Art unseres Zuhörens, entsprechend umzugestalten.

 

Haltung in der Gewaltfreien Kommunikation

Der GFK liegt eine besondere Haltung zugrunde, die folgende Punkte beinhaltet:

  • Alles, was ein Mensch tut, ist ein Versuch, ein Bedürfnis zu erfüllen.
  • Kritik ist Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses.
  • Anstatt darum, ob etwas richtig oder falsch, gut oder böse ist, geht es darum, ob etwas das Leben erschwert oder bereichert.
  • Es wird versucht, Lösungen zu finden, bei denen die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden.
  • Menschen tragen grundsätzlich gerne zum Wohlergehen anderer bei, wenn dabei ihre eigenen Bedürfnisse auch berücksichtigt werden.

 

Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation

Um diese Haltung in die Sprache und ins Leben zu integrieren, hilft das Modell der GFK. Es geht dabei im Wesentlichen darum, dass wir beim Reden und Zuhören unsere Aufmerksamkeit auf vier Bereiche lenken:

  • was für eine Beobachtung wir machen,
  • was für ein Gefühl das bei uns auslöst,
  • welches Bedürfnis da ist und
  • welche Bitte wir an unser Gegenüber haben.

 

GFK in unser Leben integriert

In der bewussten Auseinandersetzung mit unserer Kommunikation und der Integration von Gewaltfreier Kommunikation in unseren Alltag liegt ein grosses Potenzial. Rosenberg schreibt dazu: «Wenn wir die GFK in Interaktionen anwenden – mit uns selbst, mit einem anderen Menschen oder in einer Gruppe –, beginnen wir damit, uns immer stärker auf dem Boden unseres natürlichen Einfühlungsvermögens zu bewegen. Deshalb ist sie auch eine Tür, die auf allen Ebenen der Kommunikation und in den unterschiedlichsten Situationen erfolgreich geöffnet werden kann».

 

Fachpersonen der Gewaltfreien Kommunikation

Stecken Sie selbst in einer schwierigen Situation und brauchen Unterstützung in der Kommunikation? Auf gesund.ch finden Sie passende Fachpersonen für Gewaltfreie Kommunikation, die Ihnen weiterhelfen können.

   

 

Netzwerk für Gewaltfreie Kommunikation Schweiz

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für Gewaltfreie Kommunikation Schweiz entstanden. Weitere GFK-Trainerinnen und Trainer aus der Schweiz finden Sie direkt auf ihrer Website unter:  

www.gewaltfrei-schweiz.ch/trainerinnen 

 

 

Kurs für Gewaltfreie Kommunikation bei Careum Weiterbildung

Möchten Sie sich selbst Fähigkeiten der Gewaltfreien Kommunikation aneignen? Careum gibt Ihnen die Möglichkeit dazu. In dem Kurs lernen Sie während zweier Tagen neue Wege im Umgang mit Konflikten und in der Mediation.

 

Es gibt aktuell sowohl am 04.05.2021, sowie auch am 09.11.2021 noch freie Plätze! Weitere Infos zu den Kursen finden Sie direkt bei Careum unter: 

www.careum-weiterbildung.ch/GFK-Kurs

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