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Vergebung ist gesund

40 Prozent aller Erst-Ehen und 60 bzw. 70 Prozent der Zweit- und Drittehen werden geschieden. Trennungen sind ein zwar unerwünschter, aber häufiger und wichtiger Bestandteil unseres Lebens.

Die meisten Paare nehmen sich vor, wenn es denn sein muss, dann wenigstens „mit Anstand“ auseinanderzugehen – auch wegen der Kinder, die darunter möglichst wenig leiden sollen. Doch ist es dann mal so weit, ist dieser Vorsatz schnell vergessen. Vor lauter Verletztheit sind wir kaum noch in der Lage dazu. Eine Trennung löst in unserem Gehirn eine Alarmbereitschaft aus, wie eine Bedrohung auf Leben und Tod. Das Ende einer Beziehung ruft in uns eine riesige Angst hervor und verringert unsere Fähigkeit, Emotionen unter Kontrolle zu halten. Während einer Trennung durchlaufen wir verschiedene Phasen:

Wut > Hass > Trauer > Schmerz > Einsamkeit

Diese Phasen machen alle Paare durch. Sie gehören zum Trennungsprozess. Und es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, denn so kann Heilung entstehen. Die einen durchlaufen diese im Eiltempo, andere bleiben länger darin hängen. Vergeben ist ein wichtiger Teil dabei. Schuld betrifft uns alle. Menschen verletzen, verraten, werden gekränkt und enttäuscht. Das hinterlässt tiefe Wunden in der Seele. Heilen können sie nur durch Vergebung. Und das ist mehr als vergessen oder ignorieren. Es ist mehr, als zu sagen: „Schwamm drüber.“ Denn Verletzungen lähmen und rauben Energie. Manchmal bricht eine Welt zusammen. Dann fällt Verzeihen nicht leicht. Wir alle sind beim Versuch, zu vergeben, schon gescheitert. Denn das Geschehene muss aufgearbeitet und alle Beteiligten sollen einbezogen werden. Der eine muss vergeben, der andere muss annehmen können. Wer nicht verzeihen kann, bleibt stehen, bleibt in der Opferrolle. Wer vergeben kann, wird innerlich erleichtert. Das ist auch eine Frage des Wollens. Will ich überhaupt verzeihen? Auch dem, der weder um Vergebung bittet noch sich entschuldigt? Viele Menschen wollen verzeihen, können es aber nicht. Die Kunst des Vergebens ist nicht leicht, jedoch sinnvoll und heilsam.

 

Liebe Leser, wem möchten Sie vergeben?

 

Text: Manfred Schneeberger, Mediator SDM-FSM

 

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