Familienstellen

Methoden-Kategorie(n) Beratung & Coaching, Meditative und spirituelle Praxen

Einführung – was ist Familienstellen?

Das Familienstellen ist eine wirksame Methode, um unbewusste Verknüpfungen mit Ahnenschicksalen zu klären. Unsere Existenz verdanken wir unseren Eltern, Grosseltern und weiter zurück, ohne sie gäbe es uns nicht. Das Familiensystem hat also eine existenzielle Bedeutung für uns. Deshalb gibt es eine tiefe und unbewusste Loyalität, selbst wenn wir diese nicht kennen oder sie uns schlecht behandelt haben. Wir tragen unerledigte Belastungen unserer Ahnen, es geschehen uns ähnliche Schicksale oder wir wiederholen Krankheiten und Unfälle, nur um ein paar Beispiele zu nennen. 

Manche Probleme, die wir im Leben haben, begleiten uns also, obwohl wir alles tun, um sie zu lösen. Man hat eine bestimmte Rolle in der Familie, erlebt in der Partnerschaft immer wieder die gleichen Konflikte oder wird immer wieder verlassen, oder man stösst im Beruf auf Widerstände und Hürden, die man sich nicht erklären kann. Und es gelingt einem nicht, das eigene Leben so zu leben, wie man es sich wünscht und wie es einem entsprechen würde.

Dann kann es sein, dass hier unbewusste Familienbindungen wirken und wir nicht gelöste Familiendramen unserer Ahnen fortsetzen, wir nennen sie Verstrickungen.

Mit der Methode des Familienstellen können solche unbewusst wirkenden Bindungen erkannt und gelöst werden. Die unbewusste, aber letztlich einschränkend wirkende Treue zum Familiensystem kann umgewandelt werden in eine Zugehörigkeit, die selbstbestimmt und frei bleibt.

Das Familienstellen hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und Aufstellungstherapeuten kombinieren es mit anderen Therapieformen. Daraus haben sich neue Anwendungen entfaltet.

Das Familienstellen ist hauptsächlich aus Gruppenseminaren bekannt. Entgegen dieser allgemeinen Wahrnehmung werden Familienaufstellungen allerdings viel häufiger in der Einzelberatung, also im Coaching und in der Einzeltherapie gemacht.

Anwendungsbereiche und Vorteile – bei welchen Beschwerden hilft Familienstellen?

Eine der Stärken der Aufstellungsarbeit ist die bildhafte Darstellung eines Familiensystems oder von bestimmten Konstellationen. Dieses Sichtbar-Machen ergibt eine grosse Vielfalt von Möglichkeiten, um Verstrickungen zu erkennen und mit Hilfe der Aufstellungsarbeit zu klären.

Mögliche Symptome einer Verstrickung sind zum Beispiel:

  • Das Gefühl, nicht am richtigen Platz zu sein und nicht sein eigenes Leben zu leben
  • Immer wieder in alte Verhaltensmuster verfallen
  • In Beziehungen immer wieder scheitern
  • Unnötige Höchstleistungen, Burnout und Erschöpfungszustände
  • Krankheiten, die nicht heilen oder sich wiederholen
  • Schwierigkeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz, Mobbing
  • Destruktive Verhaltensmuster und Suchtthemen
  • Misserfolg im Beruf
  • usw.

Eines der wichtigsten Prinzipien, was in Familien wirkt, ist das Prinzip der Zugehörigkeit. Das bedeutet, dass alle Mitglieder einer Familie einen (symbolischen) Platz haben, also anerkannt und gewürdigt sind. Wird jemand aus moralischen oder sonstigen Gründen, innerlich oder tatsächlich abgelehnt oder ausgestossen oder werden emotional dramatische Ereignisse totgeschwiegen, hat das eine Wirkung auf die Familie.

Beispiele aus der Familienstellen-Praxis:

  • über ein abgetriebenes Kind wird aus Scham und Schmerz nicht gesprochen – ein nachfolgendes Geschwister hat Mühe, sich im Leben erwünscht und auf dem richtigen Platz zu fühlen
  • eine geschiedene Frau spricht zum gemeinsamen Kind schlecht über den Vater des Kindes – das Kind verhält sich solidarisch mit dem Vater und übernimmt dessen Verhalten, weil dieser von der Mutter innerlich abgelehnt wird.
  • der Grossvater verlor seine grosse Liebe durch einen Unfall, aus Schmerz wurde darüber nicht gesprochen – der Enkel verlässt immer wieder die Frauen und lässt sich nicht auf Bindungen ein.
  • die Grossmutter arbeitete ihr Leben lang hart auf einem Bauernhof, mit dazu 10 Kindern blieben ihre Bedürfnisse auf der Strecke. Das war damals normal, man sprach nicht drüber – aus unbewusster Solidarität arbeitet die Tochter bis weit über ihre Grenzen und ist immer wieder nahe am Burnout.
  • ein psychisch kranker Onkel wurde in der Anstalt „versorgt“ und es wurde nicht mehr darüber geredet – ein Neffe eckt überall an, zeigt Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen.

Vorgehensweise oder Techniken – wie läuft eine Familienstellen-Sitzung ab?

In einer Familienaufstellung mit einer Gruppe erläutert der Klient seine Situation dem Leiter/der Leiterin. Dann werden aus dem Teilnehmerkreis Leute gewählt, welche die entsprechenden Personen (z.B. Vater, Mutter, verstorbenes Geschwister und der Klient selbst) repräsentieren. Der Klient stellt diese Familienmitglieder dann nach seinem Gefühl auf – daher kommt der Name Familienstellen.

Die Leiterin befragt dann diese Stellvertreter nach ihrer Befindlichkeit an diesem Platz und diese geben wieder, was sie in dieser Position wahrnehmen. Es entstehen nach und nach andere Konstellationen darauf, Dialoge ergeben sich, der Leiter macht vielleicht Umstellungen in diesem System und schlägt lösende Sätze vor, damit das System wieder ‘in Ordnung’ kommt. An einem nicht vorherbestimmten Punkt tritt dann der Klient selbst in die Aufstellung und es erfolgen klärende Dialoge und Rituale, welche wenn möglich der Lösung des Anliegens des Klienten dienen.

Die Möglichkeiten und Wege einer Aufstellung sind so vielfältig, dass es nicht möglich ist, einen genauen Verlauf zu beschreiben. Wir empfehlen sehr, einmal an einem Familienstellen-Gruppenseminar ohne eigenes Anliegen teilzunehmen, um sich ein Bild zu machen.

In einer Familienaufstellung in der Einzelberatung (Coaching, Therapie) wird das Familiensystem mit Figuren oder Objekten dargestellt. Der Vorteil dieser Variante ist, dass mehr Zeit für die Klärung des Anliegens zu Verfügung steht, der Prozess unterbrochen und zu einem anderen Zeitpunkt fortgesetzt werden kann und dass die Arbeit ‘diskreter’ abläuft. Es dient jenen, die mit heiklen Themen arbeiten oder nicht in eine Gruppe gehen möchten.

Risiken und Nebenwirkungen – in welchen Fällen ist bei Familienstellen Vorsicht geboten?

Das Familienstellen in der Gruppe ist eine Form, bei der die Klienten Situationen emotional intensiv erleben können, weil das Thema das hervorbringt oder die Stellvertreter dies ausdrücken. Das kann bis zu einem bestimmten Punkt sinnvoll und auch befreiend sein. Moderne und gut ausgebildete FamilienstellerInnen sind sich dessen bewusst und leiten eine Aufstellung entsprechend achtsam und vorsichtig. Es gehörte zur ‘alten Schule’, hier alles laufen zu lassen.

Die Teilnahme an einem Familienstellen-Seminar ohne eigenes Anliegen ermöglicht Ihnen, Einblick in die Art und Weise der Leitung zu haben und sich mit der Methode vertraut zu machen. Dies ist eine der besonderen Stärken dieser Therapieform!

Wenn Sie unsicher sind, Medikamente nehmen und/oder psychische Erkranken haben, sollten Sie unbedingt vorher mit der Leitung Kontakt aufnehmen, wenn Sie an einer Gruppenteilnahme interessiert sind.

Sinnvoll ist es auch eine Leitungsperson auszusuchen, welche die Möglichkeit hat, Sie auch nach der Gruppenaufstellung in ihrer Beratungspraxis weiter unterstützen und begleiten zu können. Manchmal ergeben sich auch Fragen aus der Aufstellung. Der Integration der Erfahrung in der Aufstellung und dem Lösungsbild kommt eine grosse Bedeutung zu.

Häufig gestellte Fragen zu Familienstellen (FAQs)

Kann Familienstellen auch online oder in einer Gruppe durchgeführt werden?
Es gibt verschiedene Anbieter, welche das Familienstellen online anbieten. In der Gruppe ist es oben beschrieben und es gibt viele Angebote.

Kann man nur Familienthemen aufstellen?
Nein. Es gibt viele Themen und Ansätze, nach denen man aufstellen kann. Zum Beispiel: Das Innere Kind aufstellen, Innere Anteile (z.B. Der Perfektionist), Symptome, Krankheiten, usw.

Auch Themen am Arbeitsplatz, Paarbeziehungen, etc. werden öfter aufgestellt. Es sind auch Simulationen oder Entscheidungsaufstellungen möglich, z.B. was wäre, wenn ich dieses Studium mache? Soll ich mich für den Umzug nach X oder Y entscheiden oder am alten Ort bleiben?

Eine besondere Form wird notwendig, wenn es um ein erlebtes Trauma geht. Da ist eine vorgängige Besprechung unabdingbar, um eine Retraumatisierung zu vermeiden.

Muss man als Familie kommen? Muss ich meine Eltern mitnehmen, wenn ich sie aufstellen möchte?
Nein, das ist nicht notwendig.

Kann man für Kinder aufstellen?
Ja, das ist möglich und sie müssen Ihr Kind nicht mitnehmen. Falls Sie getrennt oder geschieden sind, ist es sehr sinnvoll, wenn beide Elternteile am Seminar oder in der Sitzung teilnehmen.

Kann man für seine Mutter oder eine Freundin aufstellen, der es schlecht geht?
Nein, auf keinen Fall. Das wäre übergriffig.

Kann jeder eine Familienaufstellung leiten?
Wenden Sie sich an eine gut ausgebildete, seriös arbeitende Person mit therapeutischem Hintergrund. Verzichten Sie auf Personen, welche ihnen spektakuläres anbieten oder ein Lösungsversprechen machen oder das Familienstellen als ‘einzige’ Methode anpreisen.

Nehmen Sie telefonischen Kontakt auf und machen Sie sich ein persönliches Bild. Nehmen Sie an einem Seminar teil, ohne ihr eigenes Thema einzubringen und machen Sie diese Erfahrung.

Viele Klienten machen zuerst eine Einzelsitzung, um in Ruhe das Anliegen zu besprechen und klären zu können, das sie dann in einer Gruppe aufstellen möchten.

Wie lange dauert eine Familienstellen-Sitzung?
Eine individuelle Familienstellen-Sitzung dauert zwischen 1.5 und 2 Stunden.

Kann man Familienstellen auch alleine machen?
Jein. Die Betrachtung der Konstellation, wenn man sie aufstellt, kann schon bereits hilfreich sein. Oder auch das Betreten von Stellvertreter-Plätzen kann Einblicke geben. Dies ist dann eher ein Perspektivenwechsel, das kann auch wertvoll sein. Die unbelastete und quasi neutrale Sichtweise ist dann jedoch nicht vertreten, welche die schwierigen Punkte aufzeigt. Gerade bei Verstrickungen und Glaubenssätzen ist man ja quasi ‘blind in eigener Sache’.

Personen mit ausgeprägt guten Wahrnehmungs- und Reflektionsfähigkeiten können sicher ein Stück weit einen tieferen Einblick gewinnen. Auch professionelle Aufsteller gehen lieber zu jemand anderem, der sie wohlwollend neutral in ihrem Anliegen begleitet.

Welche Rolle spielt der Therapeut oder Leiter einer Familienaufstellung?
Dieser verantwortet und leitet das Seminar, begleitet die Klienten in ihren Anliegen, leitet den Aufstellungsprozess und hat nicht nur die Familienaufstellung, sondern die ganze Gruppe im Blick. Die Person kann die Aufstellung dosieren und erkennt, wann das Mögliche und Sinnvolle erreicht ist.

Die Leitung erkennt auch, wenn ein Stellvertreter zu stark von einem eigenen Thema getriggert ist und handelt dann entsprechen.

Fazit

Das Familienstellen ist eine hilfreiche therapeutische Methode, um im Verborgenen wirkende Belastungen aus dem Familiensystem zu erkennen. Die Anwendung kann auch weiter gehen in Innere Anteile, Beziehungen, etc.

Die bildhafte Darstellung ist eine besondere Stärke des Aufstellens und die Möglichkeit, einen Lösungsprozess zu gestaltet.

Nutzen Sie eine Besonderheit des Familienstellens: Nehmen Sie an einem Seminar teil und machen Sie sich ein Bild, wie dort gearbeitet wird. Sie sind dabei, wenn andere Leute ihre Anliegen einbringen und haben selbst einen Nutzen über die Lösungsansätze. Sie verschaffen sich so ein umfassendes Bild über die Arbeitsweise des Therapeuten. Das ist bei keiner anderen Methode oder Beratung möglich.

Quelle

Um dir eine möglichst hochwertige Methoden-Beschreibung präsentieren zu können, arbeiten wir immer mit Fachstellen zusammen. Die Methodenbeschreibung wurde uns netterweise zur Verfügung gestellt von:
 

INSAC Institut für Systemische Aufstellung und Coaching

Seminare, Einzelberatung, Ausbildung

André & Anke Hintermann, Ottenbacherstrasse 52, 8912 Obfelden

www.insac.ch

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