Ernährungsberatung

Methoden-Kategorie(n) Beratung & Coaching, Diagnostische Methoden

Einführung – was ist Ernährungsberatung?

Ernährungsberatung, im klassischen Sinne, beschreibt eine Begleitung verschiedener Ernährungsthemen im klinisch-therapeutischen Spitalalltag, aber auch in einer ambulanten Praxis. Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität bei Beschwerden und Erkrankungen, die durch Essen und Trinken beeinflusst werden.

Die Ernährungsberatung ist eine gut wirksame Möglichkeit, als betroffene Person seine Lebensqualität selbst positiv zu beeinflussen.

Des Weiteren beinhaltet die Berufsbezeichnung auch Tätigkeiten im Bereich Gesundheitsvorsorge (z.B. berufliches Gesundheitsmanagement, Senioreneinrichtungen, Kitas, etc.), Industrie und Forschung (z.B. Produktentwicklung, Qualitätssicherung), sowie Lehre (z.B. Dozent:in).

ACHTUNG/WICHTIG:
Die Berufsbezeichnung «Ernährungsberater:in» ist nicht geschützt, daher könnte sich grundsätzlich jede Person «Ernährungsberater:in» nennen. Nur der Titel «BSc oder MSc in Ernährung und Diätetik» (früher: dipl. Ernährungsberater/in HF) ist gesetzlich anerkannt und erlaubt die professionelle Ausu?bung mit Abrechnung über die Grundversicherung. Damit sichtbar ist, welche Berufspersonen diese Kriterien erfu?llen, hat der Berufsverband SVDE das Label «Ernährungsberater:in SVDE» geschaffen, welches ausschliesslich von Mitgliedern des Berufsverbands getragen werden darf. Dieses Label garantiert, dass der/die Ernährungsberater:in SVDE eine fundierte Ausbildung hat und sich regelmässig weiterbildet.

Anwendungsbereiche und Vorteile – bei welchen Beschwerden hilft Ernährungsberatung?

Die Beratungsthemen sind breit gefächert und umfassen nicht nur, was und wie gegessen wird. Eine fachlich qualifiziert ausgebildete Person richtet sich nach den Bedürfnissen und Anliegen der Klientin/des Klienten (klientenzentrierte Beratung).

Bei einer Verordnung durch den Arzt (nur bei gesetzlich anerkannter Ausbildung) werden die Kosten von der Grundversicherung der Krankenkasse z.B. bei folgenden Themen übernommen:

  • Gewichtsprobleme (Unter- und schweres Übergewicht)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. zu hohe Cholesterinwerte)
  • Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes)
  • Verdauungsbeschwerden (z.B. Blähungen, Bauchschmerzen)
  • Allergien und Unverträglichkeiten (z.B. Laktoseintoleranz, Zöliakie)
  • Fehl- und Mangelernährung (z.B. Untergewicht)

Aber auch Themen wie Nachhaltigkeit, Sporternährung, vegetarische oder vegane Ernährung z.B. in der Schwangerschaft werden individuell auf die Bedürfnisse des/der Klienten/Klientin abgestimmt.

Vorgehensweise oder Techniken – wie läuft eine Ernährungsberatung ab?

Meist kann man sich per Telefon, Mail oder Website über die entsprechende Ernährungsberater:in informieren und Kontakt aufnehmen. Falls du eine Verordnung vom Arzt hast, kann es sein, dass der Arzt dich direkt bei der Ernährungsberatung anmeldet und du von der Ernährungsberatung kontaktiert wirst. Manche Berater:innen bieten auch einen telefonischen Erstkontakt zum Austausch deines Anliegens an. Teilweise wird zu dem Zeitpunkt schon vereinbart, ein Ess- und Trinktagebuch oder Beschwerdeprotokoll (z.B. bei Verdauungsbeschwerden) ausgefüllt zur ersten Beratung mitzubringen.

Nachdem du einen Termin vereinbart hast, findet in der ersten Beratung häufig eine sogenannte Anamnese (Ernährungs-Assessment) statt. Dort erfasst der/die Ernährungsberater:in, warum du zur Beratung kommst und erfragt verschiedene Themen rund um deine Lebens- und Esssituation (Ernährungs-Diagnose). Idealerweise könnt ihr dann schon erste Ziele zusammen formulieren oder der/die Berater:in hilft dir, zu überlegen, was du verändern möchtest und kannst (Ernährungs-Interventionen).

Evtl. vereinbarst du auch jetzt erst, ein Ess- und Trinktagebuch oder Beschwerdeprotokoll auszufüllen, damit ihr in der nächsten Beratung genau besprechen könnt, wie deine aktuelle Ernährung/Beschwerden aussehen.

Mit ersten Aufgaben und Ideen für die gewünschte Anpassung startest du in den Alltag und kannst das Besprochene umsetzen und ausprobieren, wie es sich in deinen Ess- und Trinkalltag einbauen lässt. Diese Erfahrungen kannst du, je nach Abmachung, auch schriftlich festhalten und zu den nächsten Ernährungsberatungsterminen mitbringen.

In einem professionellen Setting machst du mit dem/der Ernährungsberater:in nach einigen Beratungen eine Standortbestimmung, um zu schauen, wo du in deiner Zielerreichung stehst (Ernährungs-Evaluation). Das heisst, du besprichst, was du bisher verändern konntest, ob dein Ziel immer noch gleich ist, was bisher gut gelaufen ist und was du noch anpassen möchtest. Falls Bedarf besteht, tauscht sich deine Ernährungsberaterin mit anderen Fachpersonen oder der zuweisenden Ärztin/dem zuweisenden Arzt bzgl. nötiger Laborwerte etc. aus.

Wenn du dein Ziel erreicht hast oder zumindest sicher weisst, was du weiterhin tun kannst, um dein Ziel zu erreichen und keinen weiteren Beratungsbedarf hast, schliesst du die Beratung ab. Falls du von einem Arzt/Ärztin zugewiesen wurdest, gibt der/die Ernährungsberater:in Rückmeldung über den Abschluss und verfasst allenfalls, je nachdem ob vom Arzt/von der Ärztin gewünscht, einen Bericht.

WICHTIG: Eine professionelle Ernährungsberatung berücksichtigt folgende Eckpunkte:

Individuell – Orientierung an den Bedürfnissen der individuellen Person und an ihre Situation angepasstes Vorgehen.

Analytisch – Sorgfältige Diagnostik, um bestehende Ernährungsprobleme zu identifizieren und zu benennen.

Strukturiert – Prozessorientiertes und zweckmässiges Vorgehen, welches einen konstruktiven, lösungsorientierten Veränderungsprozess unterstützt.

Wirksam – Ständige Überprüfung der Wirksamkeit der durchgeführten Massnahmen und eine darauf ausgerichtete Anpassung der weiteren Interventionen.

Wissenschaftlich fundiert – Orientiert an evidenzbasierten Praxisempfehlungen, um eine situationsbezogen richtige und fachlich korrekte Anwendung des aktuellen Wissensstandes sicherzustellen.

Kritisch – Reflektierter und kritischer Umgang mit dem eigenen Handeln, um die eigene Berufspraxis ständig weiterzuentwickeln.

Interprofessionell – Enge Zusammenarbeit mit weiteren beteiligten Fachpersonen.

Risiken und Nebenwirkungen – in welchen Fällen ist bei Ernährungsberatung Vorsicht geboten?

Einerseits kann Ernährungsberatung immer nur wirken, wenn Essen und Trinken einen Einfluss auf das Wohlbefinden resp. die Erkrankung oder Beschwerden haben.

Andererseits ist Ernährungstherapie und -beratung immer nur so erfolgreich, wie du als Klient/in bereit bist, Veränderungen im aktuellen Lebensabschnitt umzusetzen. Es gibt Lebensabschnitte, in denen andere Themen einen grossen Stellenwert einnehmen, z.B. Jobwechsel, hohe berufliche Belastung, Verlust eines Familienangehörigen, etc. in dem keine Veränderung der Ernährung möglich ist, weil die Kapazitäten (Zeit, Energie usw.) für nötige Umstellungen in dem Moment nicht gegeben sind. Auch kann Ernährungsberatung nicht in allen Fällen eine Heilung herbeiführen, sondern teilweise lediglich zu Verbesserung der Situation beitragen.

Häufig gestellte Fragen zu Ernährungsberatung (FAQs)

Bekomme ich von der Ernährungsberatung einen Ernährungsplan?
In den meisten Fällen NEIN. Ein Ernährungsplan wird schnell einseitig und berücksichtigt häufig deine Vorlieben, Abneigungen und Tagesbedürfnisse nicht ausreichend. Zudem befähigt er dich nicht, deine Ernährung selbstständig und eigenverantwortlich zu organisieren. Dies ist ein wichtiger Lernprozess für eine langfristig erfolgreiche Umstellung Ihrer Gewohnheiten. In gewissen Fällen kann dir der/die Berater:in aber Tagesbeispiele von gewissen Kalorienmengen oder Ideen für die Umsetzung anhand eines Ernährungsplans zeigen.

Meist zeigt der Wunsch nach einem Ernährungsplan, dass du eine Struktur brauchst, um dich an gewissen Eckpunkten zu orientieren, damit du ein neues Ess- und/oder Trinkmuster aufbauen kannst. Besprich mit dem/der Berater:in, was dir im Alltag helfen könnte, neue Routinen aufzubauen, beizubehalten und dich im Ernährungsalltag zu organisieren (z.B. Rezepte raussuchen, Einkaufslisten schreiben, etc.).

Macht die Ernährungsberatung einen Stoffwechseltest/Gentest, um zu sehen, welche Lebensmittel ich vertrage?
In den meisten Fällen NEIN. Aktuell gibt es keinen wissenschaftlich anerkannten Test, weder bezogen auf einzelne Lebensmittel noch auf deine Gene, der beurteilen kann, wie sie auf den Stoffwechsel / deine Gesundheit wirken. Es gibt aber ein paar Laborparameter, vor allem in Bezug auf die Wirkung von Kohlenhydraten auf deinen Stoffwechsel, die zu einer Einschätzung der Situation herangezogen werden können (z.B. Nüchtern-Glukose, HbA1c, Triglyceride-HDL-Quotient, Harnsäure, Leberwerte).

Bekomme ich von der Ernährungsberatung eine persönliche Liste mit Lebensmittel, die ich vermeiden sollte, resp. die ich ohne Bedenken essen kann?
Kommt darauf an: In Bezug auf Gewichtsreduktion und Stoffwechselaktivität existiert dies nicht. Bei Allergien und Unverträglichkeiten kann dies aber der Fall sein, da dies in gewissen Fällen lebensnotwendig ist (z.B. Zöliakie oder bei starken, lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittelbestandteile).

Gibt es Lebensmittel, die man nach einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr essen sollte, z.B. Früchte nach 14 Uhr oder Rohkost am Abend?
Nein! Der Körper ist keine Maschine und reagiert nicht nach haargenau festen Uhrzeiten. Es kann aber sein, dass du selbst feststellst, dass dir gewisse Lebensmittel zu gewissen Tageszeiten nicht guttun (z.B. vermehrtes Aufstossen, Blähungen, Bauchschmerzen). Dies ist aber sehr individuell und kann auch, je nach Lebenssituation und Alter, variieren. Zum Beispiel kann es sein, dass du unter Stress Rohkost am Abend oder rohe Früchte auf nüchternen Magen morgens nicht verträgst, wohingegen in Zeiten, in denen du keinen Stress oder Ferien hast, dies nicht der Fall ist.

Wie viele Mahlzeiten pro Tag soll ich essen? Zwei, drei oder fünf?
Die Mahlzeitenhäufigkeit hängt einerseits von deinem Energiebedarf und andererseits von deinem Hungergefühl ab. Je mehr Energie du tagsüber verbrauchst, z.B. durch körperlich anstrengende Arbeit oder regelmässigen, intensiven Sport, desto häufiger bieten sich (kleine) und regelmässige Mahlzeiten an. Falls du dich wenig bewegst und zudem Gewicht reduzieren möchtest, empfehlen sich eher weniger Mahlzeiten am Tag, z.B. nur zwei oder drei. Wichtig ist aber nicht nur die Häufigkeit der Mahlzeiten, sondern auch deren Zusammenstellung. Bei körperlicher Aktivität brauchst du mehr Kohlenhydrate und evtl. Fett, bei einer Gewichtsreduktion solltest du auf die Kohlenhydrat- und Fettmenge innerhalb der Mahlzeiten achten resp. diese reduzieren und mehr Gemüse/Salat und Eiweissanteile essen.

Soll man nun Frühstück essen oder nicht – also lieber (intermittierend) fasten?
Kommt darauf an – und zwar auf dein Ziel. Fasten hilft, Entzündungsreaktionen im Körper zu regulieren. Zudem kann es hilfreich sein, wenn du morgens keinen Hunger hast oder durch Snacking am Abend / vormittags im Büro zu viele Kalorien aufnimmst. Falls du jedoch morgens grossen Hunger verspürst und dich bis zum Mittagessen quälst, dann ist evtl. der Zeitpunkt oder diese Methode nicht für dich geeignet. Es kann aber sein, dass wenn du andere Mahlzeiten, z.B. die Abendmahlzeit umstellst, morgens weniger bis keinen Hunger verspürst und es dir nun leichter gelingt, auf das Frühstück zu verzichten.

Menschen, die eher zu Untergewicht neigen oder einen hohen Energieverbrauch haben, sollten eher nicht auf das Frühstück verzichten oder mindestens versuchen, etwas Kalorienhaltiges wie einen Saft, Milch oder Drink (z.B. Smoothie mit Eiweisszugabe) zu sich zu nehmen.

Ich möchte Abnehmen – wie viele Kilos pro Monat sind normal?
Dies hängt zum Grossteil von deinem Ausgangsgewicht und den getroffenen Massnahmen zur Ernährungs-, Trink- und Bewegungsumstellung ab. Grundsätzlich kann man sagen, dass je schwerer jemand ist (BMI grösser 35 kg/m2), die Gewichtsreduktion meist etwas schneller startet und man anfangs schneller etwas mehr abnimmt, da man aufgrund des hohen Gewichts einen höheren Bedarf hat und wenn man dann weniger isst, schneller mehr Kalorien einspart. Gesundheitlich ungünstig sind aber auch bei hohem Ausgangsgewicht mehr als 4 kg pro Monat. Der Fettabbau geht nicht schnell und wenn man mehr als 4 kg pro Monat abnimmt, zeigen verschiedene Studien, dass man dann vor allem Muskelmasse und weniger Fettmasse verliert.

Bei Personen mit einem weniger hohen Ausgangsgewicht (BMI weniger 35 kg/m2) sind Gewichtsreduktionen von ca. 1 - 2 kg pro Monat normal und wünschenswert.

Wenn du schneller mehr abnimmst, heisst dies häufig, dass du grosse Veränderungen in deinem Ess- und Trink- oder Bewegungsalltag umsetzt, die teilweise dann sehr schwierig langfristig beizubehalten sind. Es lohnt sich, eher kleinere Veränderungen regelmässig umzusetzen (z.B. regelmässig die Treppe, statt den Lift zu nehmen, statt 5x in der Woche Sport einzuplanen und dies dann nicht beibehalten zu können).

Wie lange dauert eine Ernährungsberatung-Sitzung?
Dies ist, je nach Angebot des/der Ernährungsberater:in, ganz unterschiedlich. Im Durchschnitt dauert eine Erstberatung zwischen 45 und 60 Minuten, Folgeberatungen zwischen 30 und 45 Minuten, je nach Therapie- und Beratungsaufwand.

Wie lange dauert es, bis Ergebnisse der Ernährungsberatung sichtbar werden?
Das ist sehr unterschiedlich und hängt vom Grund der Ernährungsberatung ab (z.B. klare oder unklare Diagnose), Beschwerde/Erkrankungsdauer, Ursache der Beschwerden/Probleme und deinen Ressourcen (Zeit, Unterstützung, Motivation, Belastungen etc.). Bei Verdauungsbeschwerden kann nach 14 Tagen bereits eine Verbesserung eintreten, bei einer Gewichtsreduktion sind die Veränderungen anfangs vielleicht nicht so schnell spürbar und es braucht mind. 4 Wochen für erste Resultate.

Sind die Kosten für die Ernährungsberatung von der Krankenkasse erstattungsfähig?
Ja, bei einer ausgewiesenen Fachperson kann die Ernährungsberatung von einer Ärztin/einem Arzt verordnet werden und wird dann von der Grundversicherung übernommen (zu beachten ist dabei die individuelle Franchise). Eine Verordnung umfasst 6 Sitzungen und man bekommt pro Diagnose meist zwei Verordnungen, also insgesamt ca. 12 Beratungen.

Aber auch die Zusatzversicherung übernimmt gewisse Kosten, je nach Versicherungsmodell. Hierfür informierst du dich idealerweise vor der Buchung eines Termins bei deiner zuständigen Zusatzversicherung, falls dir die Kostenbeteiligung wichtig ist.

Fazit

Indem Ernährungsberaterinnen und -berater Ernährung, Bewegung, Gesundheit und Krankheit wissenschaftlich fundiert in Zusammenhang bringen, leisten sie einen wichtigen Beitrag zum deinem individuellen Wohlbefinden und können dir dabei helfen, deine Gesundheits- und Gewichtsziele zu erreichen.

Quelle

Um dir eine möglichst hochwertige Methoden-Beschreibung präsentieren zu können, arbeiten wir immer mit Fachstellen zusammen. Die Methodenbeschreibung wurde uns netterweise zur Verfügung gestellt von:
 

Schweizerischer Verband der Ernährungsberater/innen SVDE

Altenbergstrasse 29, Postfach 686, 3000 Bern 8, Schweiz

+41 (0)31 313 88 70, service@cluttersvde-asdd.ch

www.svde-asdd.ch

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