Sterbebegleitung

Methoden-Kategorie(n) Sonstige Therapien

Einführung – was ist Sterbebegleitung?

Die Begegnung mit schwerkranken und sterbenden Menschen braucht Respekt, Offenheit und Einfühlungsvermögen. Gute Sterbebegleitung bedeutet, einfach für diejenige Person da zu sein, sie oder ihn wissen zu lassen, dass jemand an seiner Seite ist. Den Menschen und seine Bedürfnisse wahrzunehmen, Zeit und Raum zu schenken, was seine Würde bewahrt und auch die letzten Momente lebenswert macht.

Anwendungsbereiche und Vorteile – bei welchen Herausforderungen unterstützt Sterbebegleitung?

Die Betreuung und Begleitung von unheilbaren Menschen erlaubt vielen Betroffenen nicht selten, länger zu Hause in der gewohnten Umgebung leben und eventuell sogar zu Hause sterben zu können.

Ob zu Hause oder in einem Krankenhaus, Pflegezentrum oder Hospiz, bedeutet die Begleitung für die Angehörigen meist eine sehr zeitintensive und emotionale Belastung. Freunde, Bekannte sowie freiwillige Sterbebegleiterinnen und Begleiter können die Angehörigen entlasten und somit für eine Verschnaufpause sorgen. So wird nebst der schwerkranken Person auch das Umfeld, sprich die Angehörigen, unterstützt.

Hilfreich ist dabei auch die Kenntnis des 5 Phasen Models von Elisabeth Kübler-Ross
Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross beschäftigte sich viele Jahre mit dem Tod. In ihrer Arbeit, in Begegnungen und Gesprächen mit Sterbenden beobachtete sie fünf Phasen psychologischen Erlebens:

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
  2. Zorn
  3. Verhandeln
  4. Depressionen
  5. Zustimmung

Der Ablauf dieser Phasen muss nicht zwangsläufig linear sein. Je nach Individuum kann es sein, dass Phasen übersprungen und nicht erlebt werden, oder dass es einen Rückfall in eine frühere Phase gibt. Das Modell ist als Leitlinie nützlich, sollte aber nicht als sakrosankt gesehen werden, denn jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod.

Kenntnisse dieser Phasen kann Angehörigen und freiwilligen Begleitenden helfen, sensibler mit dem Patienten umzugehen und sein Verhalten besser zu verstehen.  Gefühle der Angst vor dem Tod und Hoffnung auf ein Wunder sind im Sterbeprozess allgegenwärtig.

Diese Phasen können auch von Angehörigen durchlebt werden.

(Weitere Infos dazu finden Sie unter www.betanet.de/sterbephasen-nach-kuebler-ross)

Begleitung konkret - Nähe spürbar machen
Nähe hat Sinn und macht sinnlich. Als Begleitende dürfen alle fünf Sinne (sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken) dem oder der Sterbenden zugänglich gemacht werden.

Konkrete Beispiele;

  • Fotobücher oder Videos / Filme gemeinsam anschauen
  • Spaziergang im Garten / Park
  • Ausflüge
  • Duftöle oder –kerzen benutzen
  • Musik hören und / oder Buch vorlesen
  • Hände- und /oder Füsse massieren
  • Lippen mit bevorzugten Getränke-Aromen befeuchten

Aktiv zuhören
Hinhören, Einfühlen und Verstehen schafft Nähe und Begegnung, die Hilfe ermöglicht. Begleitende sollen sich immer vergewissern, ob sie die oder den Sterbenden richtig verstanden haben, denn es besteht die Möglichkeit, dass Begleitende in ihrer eigenen Vorstellungswelt hängen geblieben sind. Einstellungen, welche das helfende Gespräch fördern, sind: Übereinstimmung mit sich selbst (Echtheit), einfühlendes Verstehen (Empathie) und bedingungsfreie Wertschätzung (Akzeptanz).

Mit Achtung und Ehrfurcht handeln
Begleitende akzeptieren die Persönlichkeit des Patienten und der Patientin. Ihre und seine Not und Hilflosigkeit gehören ihm und ihr. Wertschätzung und würdevoller Umgang leiten die Begleitung auf jeder Ebene.

Die Autonomie der sterbenden Person wahren und gewährleisten
Begleitende dürfen nie an Stelle der sterbenden Person handeln, sondern immer mit ihr, denn sie weiss, was ihr gut tut und was sie braucht. Das Gesetz des Handelns liegt bei ihr. Begleitende sind ihr dabei eine Hilfe, dass sie es wahrnehmen und ausüben kann.

Die Umwelt des oder der Sterbenden beachten
Diese wird von den Begleitenden mit einbezogen. Der sterbende Mensch muss sich von ihr lösen können und seine Umwelt muss von ihm Abschied nehmen. Das Loslassen fällt den Angehörigen oft schwerer als der oder dem Sterbenden. Auch jene werden von den Begleitenden unterstützt.

Gefühle zulassen
Gefühle sind Informationen, die aus dem Inneren kommen – und diese braucht niemand zu fürchten. Eigene Gefühle und jene der oder des Sterbenden sind ernst zu nehmen. Was heute wieder mehr betont werden muss als das Loslassen, ist das Zulassen und Zeigen von Gefühlen.

Begleitende wissen nicht alles
«Besserwisser und Belehrer» haben am Sterbebett nichts verloren: Begleitende brauchen Demut. Wer freiwillig in der Sterbebegleitung tätig ist, muss auch Unterstützung annehmen können – auch und gerade von jenen, die begleitet werden. Denn sie wissen, was sie brauchen, möchten, noch tun oder eben nicht mehr tun können.

Anliegen und Wünsche erkennen und ernst nehmen
Je nach Gesundheitszustand der betroffenen Person, ist es wichtig, deren Anliegen oder Wünsche zu erkennen und nach Möglichkeit zu erfüllen. Dies kann bspw. bedeuten, dass man zusammen ein altes Fotoalbum der betroffenen Person anschaut, bei einem kleinen Ausflug im Rollstuhl irgendwo ein Coupe isst, einen Konzertbesuch organisiert, ein bestimmtes Buch vorliest, etc.

Selbst loslassen können
Begleitende wissen über die Vorgänge rund ums Abschiednehmen – und des Zulassens der dabei entstehenden Gefühle, der Trauer und der Hilflosigkeit.

Risiken und Nebenwirkungen – in welchen Fällen ist bei Sterbebegleitung Vorsicht geboten?

Bei Begleitungen in Privathaushalten ist es sehr wichtig, dass man mit den Angehörigen genau klärt was die begleitende Person macht. Darf sie Medikamente verabreichen, wenn ja welche? Wen kann sie im Notfall anrufen? Während welcher Zeitdauer ist sie anwesend, etc.

Falls jemand sich freiwillig in der Sterbebegleitung engagieren möchte, ist es ratsam, sich einer der Vereinigungen, welche freiwillige Sterbebegleitung koordinieren, anzuschliessen. So sind der Austausch und Weiterbildungen gewährleistet.

Häufig gestellte Fragen zu Sterbebegleitung (FAQs)

Gibt es spezifische kulturelle oder religiöse Überzeugungen, die berücksichtigt werden müssen?
Jede Kultur oder Religion hat eigene Zeremonien und Jenseitsvorstellungen. Zudem ist es auch eine persönliche, individuelle Sache und eine Verallgemeinerung dient nicht weiter. Angehörige geben normalerweise sehr gerne Auskunft dazu, welche Rituale und Vorstellungen sie haben und wie was gehandhabt wird in ihrer Familie.

Erhalten Angehörige der/des Sterbenden nach dem Tod emotionale Unterstützung?
Leider ist es sehr unterschiedlich, ob Angehörige auch nach dem Tod noch Unterstützung durch die Begleitenden erhalten. Grundsätzlich ist dies möglich, bisher aber eher selten. In einigen Städten oder Gemeinden gibt es daher «Trauer Cafés» oder «Trauergruppen», um Trauernde zu begleiten. Aber auch diese sind sehr unterschiedlich. Bei einigen muss man sich zuerst anmelden bei einer Kontaktperson, andere sind offener und niederschwelliger organisiert.

Sind die Kosten für die Sterbebegleitung von der Krankenkasse erstattungsfähig?
In den Alters- und Pflegeeinrichtungen, Hospiz und Spitälern wird die Pflege von den Krankenkassen übernommen. Wie viel Zeit die Mitarbeitenden für die soziokulturelle Begleitung haben, ist je nach Ort sehr unterschiedlich. Viele dieser Einrichtungen arbeiten mit freiwilligen Begleitenden zusammen, die jedoch nur Spesenvergütungen erhalten.

Neu ist, dass es Initiativen von Organisationen gibt (bspw. Solicare- siehe unter- www.solicare.ch), welche pflegende Angehörige anstellt und ihnen einen Stundenlohn und Sozialversicherungsbeiträge erstattet.

Fazit

Sterbebegleitung bedeutet;

  • Zeit und Raum schenken
  • Professionelle Nähe
  • Radikale Betroffenheitsorientierung

Quelle

Um dir eine möglichst hochwertige Methoden-Beschreibung präsentieren zu können, arbeiten wir immer mit Fachstellen zusammen. Die Methodenbeschreibung wurde uns netterweise zur Verfügung gestellt von:
 

Caritas Zürich, Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich

Fachstelle Begleitung in der letzten Lebensphase

www.caritas-regio.ch/angebote/begleitung/kurs-sterbebegleitung

 

Für Menschen, welche sich freiwillig in der Sterbebegleitung engagieren möchten, gibt es entsprechende Kurse, siehe bspw. unter www.caritas-regio.ch/angebote/begleitung/kurs-sterbebegleitung .

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